Denkweisen vermitteln

von Clotilde Buhler | 1. April 2024
catégories : NL1-2024-DE

Die neue Abteilung für Ethnopsychiatrie des FNPG* will die Behandlung von Migrantinnen und Migranten ausbauen.

«Die Frage der therapeutischen Behandlung von Personen mit Migrationsgeschichte gewinnt an Bedeutung», berichtet Régis Honoré-Beaudoin, assoziierter Arzt der ethnopsychiatrischen Abteilung des FNPG. Seit Oktober 2023 strebt das neue Kompetenzzentrum mit Schulungen, der Unterstützung des Behandlungspersonals und externen Partnern eine bessere psychiatrische Behandlung der fremdsprachigen Patienten an.

Transkulturelle Psychiatrie

Honoré-Beaudoin ist überzeugt, dass für eine erfolgreiche Behandlung die Kombination des westlichen Blicks mit dem Blick der betroffenen Person zentral ist. «Für uns ist die «Kultur der Person» noch wichtiger als die Kultur «ihres Landes»». In der Psychiatrie werden bei der Einordnung von Symptomen die Lebensbedingungen, das Umfeld, die familiäre Dynamik und der Platz, den die Person darin einnimmt, berücksichtigt. Das Behandlungspersonal verfügt aber nicht immer über die nötigen Codes, um mit Menschen von anderswo eine Beziehung aufzubauen. «Nur mit einer Dolmetscherin erhalte ich Zugang zu den Überzeugungen und zur Denkweise des Patienten».

Anwesenheit und Präzision

«Wir arbeiten auf der Grundlage der Beziehung zwischen Patient und Fachkraft. Deshalb sind wir auf die Anwesenheit der Dolmetschenden angewiesen», führt Honoré-Beaudoin weiter aus. Ausserdem ist die Präzision entscheidend. «Eine Wort-für-Wort-Übersetzung hilft uns wenig. Wir müssen die Gedankengänge der Person erfassen können». Eine Schwierigkeit, die sich den Dolmetschenden dabei stellen kann, ist die Frage, was sie übertragen sollen. «Sprechtempo, verwendetes Vokabular sowie Nuancen und Inkohärenzen des Gesagten sind alles Elemente, die uns bei der Diagnose helfen» erklärt der Arzt. Die Anwesenheit einer Drittperson erfordere allerdings eine Absprache.

Seinen Platz finden

«Bei einem Trialog muss der Therapeut eine Drittperson beiziehen, um mit dem Patienten in einen Dialog treten zu können. Er muss aber trotzdem eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen können», so Honoré-Beaudoin. Als Beobachtende und Mitwirkende dieser Beziehung müssen auch sie ihren Platz finden. «Das ist eine echte Gratwanderung», findet Honoré-Beaudoin. Dennoch kommt er zum Schluss, dass die Verbesserung der transkulturellen Kompetenzen die Behandlung und das Wohlbefinden aller Beteiligten unterstützen könne.

*Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit


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